Meine sehr geehrten Damen Und Herren,
Liebe Israel-Freundinnen und Freunde,
liebe Darmstädterinnen und Darmstädter,
wir haben uns hier heute am 4. November auf dem Luisenplatz versammelt, um Solidarität mit Israel zu zeigen, mit den Menschen in Israel, den Opfern des Hamas- und Hisbollah-Terrors, mit den Geißeln, den Familien und Angehörigen.
Wir haben uns aber auch versammelt, um ein Zeichen gegen Antisemitismus , gegen die nie endende Geschichte des Judenhasses zu setzen…. Für ein geschichtsbewusstes, weltoffenes, aber auch wehrhaftes DARMSTADT!
Wir gedenken heute Abend aber auch der mutige junge iranische Frau, die für ihre Rechte gegen das Teheraner Mullah-Regime protestiert hat – und wir gedenken dem vor wenigen Tagen ermordeten Deutsch-Iraner Jamshid Sharmahd und an seine Angehörigen…
Gerade wir, die Deutschen der christlichen Mehrheitsgesellschaft, die sich in der Nazi-Diktatur nicht christlich verhielt, haben allen Grund dafür zu sorgen, dass sich die Verbrechen der Nazis, der Völkermord an Juden und Jüdinnen niemals mehr wiederholen. Weder JETZT noch in ZUKUNFT!
ZUKUNFT BRAUCHT ERINNERUNG lautet nicht umsonst die Maxime unseres Vereins, des Fördervereins Liberale Synagoge Darmstadt.
In wenigen Tagen, am 9. und 10. November 2024 jährt sich der Jahrestag der Darmstädter Novemberpogrome zum 86. Mal. Vor 86 Jahren, in den Novembertagen von 1938, brannten auch und gerade hier in DARMSTADT die drei Jüdischen Gottes- und Versammlungshäuser, es begann eine Menschenjagd auf Deutsche jüdischen Glaubens… Deren Geschäfte und Wohnungen in ganz Darmstadt verwüsteten und zerstörten die SA-Stoßtrupps…
Etwa 169 Männer jüdischen Glaubens, darunter der bekannte Darmstädter Buchhändler Alfred Bodenheimer, verschleppte man ins Todes- und Zwangsarbeitslager Buchenwald bei WEIMAR… und zwang die Überlebenden über das dort Erlebte nach ihrer Entlassung zu schweigen….
Es waren nicht nur die Steine der Jüdischen Gottes- und Versammlungshäuser, die in diesen Novembertagen 1938, vor 86 Jahren, zerstört und verheert wurden, es gab nicht nur die Synagogen, die in unserer Stadt brannten und, wie die große Liberale Synagoge Friedrichstr. sogar danach in 1.000 Stücke gesprengt wurden….
Es gab eben auch und gerade eine brutale, vor Mord und Totschlag nicht zurückschreckende Menschenjagd – auf Darmstädterinnen und Darmstädter jüdischen Glaubens. Auf Menschen wie die Arheilger Verleger-Tochter Johanna Reinhardt, die sich in Panik und Todesangst, verfolgt vom SA-Mob, aus dem Dachstuhl des elterlichen Familienhauses stürzte, und kurz danach ihren schweren Verletzungen erlag. Ihr Vater erhängte sich unmittelbar nach der Nachricht vom Tode seiner Tochter. In der Hundsgasse warfen die Nazis einen Stein durch die Fensterscheiben, der Dora Stern am Kopf traf; wenige Tage später starb sie im Jüdischen Krankenhaus in Mainz. Erinnert sei auch an Moses Heyum, ein Eberstädter Jude, der mit einem Loch im Kopf blutend durch die Modau wankte, weil ihn die SA krankenhausreif geschlagen hatte….
Der braune Staatsterror von oben betraf über 1.400 Jüdische Gottes- und Versammlungshäuser in ganz Deutschland.
Die Novemberpogrome von 1938 geschahen VOR ALLER AUGEN – und sie waren der Auftakt der systematischen Judenverfolgung, -vertreibung und -vernichtung, die mit der Shoah, der Vernichtung und massenhaften Ermordung von Europas Juden und Jüdinnen ihren Höhepunkt fand.
Darmstadt, das darf NIE vergessen werden, war eine Hochburg des Judenhasses in der NS-Zeit… eine braune Hochburg, aus der zahlreiche Spitzen-Nazi-Verbrecher kamen, wie Werner Best, der das KZ Osthofen gründete, die Gestapo aufbaute, die Deportationen in Frankreich und den Massenmord der Einsatzgruppen an polnischen Intellektuellen und Akademikern – fast zehntausend Mordopfer – organisierte.
Aber auch wie der SS-General Karl Wolff, der die rechte Hand des Diktators Hitler und des SS-Führers Himmler und eine Schlüsselfigur des Holocausts und bei den Massakern im deutsch besetzten Italien an Tausenden Zivilisten war.
Oder wie Hans Stark, einer der Angeklagten in Fritz Bauers Frankfurter Auschwitz-Prozess der 1960er Jahre, der als SS-Täter im Vernichtungslager Auschwitz Tausende Menschen eigenhändig ermordete – und mit einer nur milden Jugendstrafe auf Bewährung davon kam, und später, hier in Darmstadt, Karriere machte, u.a. als hoher Abteilungsleiter bei MERCK.
Oder Karl Schilling, der NS-Kreis-Leiter von Darmstadt, der bei der Zerstörung der Synagogen 1938, aber auch bei den Deportationen der Darmstädter Juden und Jüdinnen und der Sinti und Roma eine Schlüsselrolle spielte, vom Darmstädter Güterbahnhof in die Vernichtungslager. Über 3.400 Männer, Frauen und Kinder jüdischen Glaubens aus GANZ HESSEN, die man zuvor in der Justus-Liebig-Schule zusammengepfercht hatte, kamen so in die grausamen deutschen Todes- und Vernichtungslager des Ostens, nach Auschwitz-Birkenau, aber auch nach Belzec, Sobibor, Majdanek, Treblinka, Piaski… Schilling floh 1945 nach Niedersachsen, tauchte dort unter, unter dem besonderen Schutz der dortigen rechtslastigen Landesregierung, ließ sich als wäre nichts gewesen, als Landarzt bei Wolfenbüttel nieder, wo er bis zu seinem Tod praktizierte…
Fritz Bauer sagte einmal: "Es gab in Deutschland nicht nur den Nazi Hitler und den Nazi Himmler… Es gab Hunderttausende, Millionen anderer, die das das, was geschehen ist, nicht nur durchgeführt haben, weil es befohlen war, sondern weil es ihre eigene Weltanschauung war. Leute, die ihren eigenen Nationalsozialismus verwirklichten..."
Ich darf daran erinnern, dass es antisemitische Ausschreitungen schon 100 Jahre vor Hitler gab, bei den durch alle deutsche Lande rasenden sog. „Hep-Hep“-Unruhen von 1819… und im August 1819 wütete der antisemitische Mob auch hier in Darmstadt, verfolgte und schlug unschuldige jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger wie entfesselt…
Meine Damen und Herren,
der Antisemitismus ist 1933 nicht vom Himmel gefallen – und 1945 auch nicht wieder verschwunden…
Meine Damen und Herren,
liebe Israel-Freundinnen und Freunde,
vor wenigen Wochen hat es einen schändlichen, widerwärtigen Anschlag ausgerechnet auf den Gedenkstein der ehemaligen, im November 1938 ebenfalls restlos zerstörten Wickopschen Orthodoxen Jugendstil-Synagoge gegeben, am 19.Okt. Der Gedenkstein an der Ecke Grafenstr./Bleichstr. wurde geschichtsvergessen und hasserfüllt mit einem Hakenkreuz besudelt, beschmiert und verunstaltet…
Ja, sind denn diese Täter von allen guten Geistern verlassen? Wissen Sie denn nicht, dass die Zerstörung und Vernichtung der Jüdischen Gottes- und Versammlungshäuser im November 1938 nur der ANFANG waren für die Shoah, für den Holocaust an über sechs Millionen Menschen jüdischen Glaubens, an Männern, Frauen Kindern?
Wir verurteilen diesen Anschlag gegen den Gedenkstein der ehemaligen Orthodoxen Synagoge auf das Schärfste!
Judenhass hat eine lange Tradition, ist, wie es scheint, eine Geschichte OHNE ENDE, war nie weg aus Darmstadt, nie weg aus Deutschland…
Wir vom Förderverein Liberale Synagoge Darmstadt haben 2012, ein Jahr nach unserer Gründung, die DARMSTÄDTER AKTIONSWOCHEN GEGEN ANTISEMITISMUS gestartet, die alljährlich im Herbst und Winter stattfinden, um ein Zeichen für ein weltoffenes, liberales und tolerantes Darmstadt zu setzen, gegen Hass, Hetze und gegen JEDE FORM des Antisemitismus. Nie waren die Darmstädter Aktionswochen gegen Antisemitismus so notwendig wie heute!
Der Antisemitismus heute hat viele Gesichter, kommt leider nicht nur rechtsextrem, sondern auch muslimisch-islamistisch, linksextrem daher - und er ist inzwischen auch tief in der bürgerlichen, gut situierten Mitte angekommen…
Dass ausgerechnet an deutschen Universitäten No Go Areas für jüdische Studierende entstanden sind, ausgerechnet vor dem Hintergrund, dass es die braunen Studierenden und Professoren waren, die den geistigen Nährboden für das bildeten, was sich in Gestalt des Nazi-Staatsterrors später bahnbrach, die die Bücherverbrennungen auch und gerade hier in Darmstadt organisierten, macht fassungslos.
Ja, wissen denn diese Palästinenserhalstuch-tragenden, verirrten jungen Leute nicht, dass sie sich mit demokratie-, frauen- und queer-feindlichen Terror-Söldnern gemein machen, wie der Hamas, der Hisbollah und all den anderen Vorfeldorganisationen des Iranischen Mullah-Regimes?
Man ist geneigt, Greta Thunberg & ihre neuen Freundinnen und Freunden zuzurufen: How dare you, Greta, wie kannst Du es nur wagen, wie könnt Ihr es nur wagen, Anstifter zu sein für hemmungslosen Judenhass – und dass ausgerechnet an deutschen Universitäten, die schon einmal in der deutschen Geschichte als unsäglicher Katalysator des Judenhasses und der braunen Ideologie dienten…
Wie geschichtsvergessen kann man sein, wenn man jüdische Studierende mobbt, niederbrüllt, bedroht, verletzt, in Angst und Schrecken versetzt, so sehr, dass diese sich nicht mehr trauen, ihren Studien nachzugehen? How dare you, Greta? How dare you, wie geschichtsvergessen kann man sein?
Meine Damen und Herren,
vor 86 Jahren brannten in Deutschland die Synagogen, im November 1938, und nur wenige Jahre später gab es im ganzen, von Deutschen besetzten und überfallenen Europa über 42.000 Todes- und Vernichtungslager. Über 42.000 deutsche Todeslager, meine Damen und Herren!
In wenigen Wochen jährt sich Ende Januar, am 27. Januar 2025, der 80.Jahrestag der Befreiung des größten aller Vernichtungs-, Massenmord- und Todeslager, des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau…
Gerade der Zivilisationsbruch Auschwitz, wohin auch viele Darmstädter Jüdinnen und Juden verschleppt, dort gequält und ermordet wurden, Menschen wie Marie Trier, Karl Freund oder der frühere hessische Innenminister Hans Fulda, gerade DIE TODESFABRIK Auschwitz steht als MENETEKEL und ewige MAHNUNG des NIE WIEDER…
Ich will an dieser Stelle erinnern an heute zu Unrecht vergessene Darmstädter Juden und Jüdinnen…
Zum Beispiel an Eduard Wolfskehl, dessen 150. Geburtstag wir 2024 feiern, der Darmstädter Regierungsbaumeister war, einer der beiden Söhne des berühmten Darmstädters Politikers und Wohltäters Otto Wolfskehl, nach dem der Wolfskehlschen Garten in Bessungen benannt und wo wir, der Förderverein Liberale Synagoge, vor zehn Jahren, im Nov. 2014 eine Wolfskehl-Gedenktafel einweihten…. Dieser Eduard Wolfskehl war Erbauer der technischen Anlagen des Darmstädter Hauptbahnhofs, die heute noch genutzt werden. Dieser Eduard Wolfskehl wurde ins Stadt-KZ Frankfurt-Heddernheim verschleppt und dort 1943 brutal ermordet.
Ich will hier auch erinnern an den charismatischen, deutschlandweit bekannten Rabbiner der Darmstädter Liberalen Jüdischen Gemeinde in der späten Kaiserreichszeit und während der Weimarer Demokratie: An Rabbi Dr. Bruno Italiener, der hier in Darmstadt eine zwanzigjährige Ära als oberster Thora-Gelehrter prägte, als mutiger, deutschlandweit beachteter Kämpfer und Publizist gegen Judenhass von sich reden machte und der vor allem als Lordsiegelbewahrer der kostbaren Bildschriften der Darmstädter Haggadah aus dem 15. Jahrhundert Maßstäbe setzte.
Wir wollen ebenfalls an den Darmstädter Kultur- und Technikphilosophen Professor Julius Goldstein erinnern, den eine judenfeindliche damalige TH-Leitung nicht zum hauptamtlichen Professor berufen wollte. Es war nur der Pro-Julius Goldstein-Kampagne zahlreicher Prominenter, angeführt durch Wilhelm Leuschner, zu verdanken, dass Julius Goldstein auf Betreiben der hessischen Landesregierung und gegen den Willen der ressentiment-geladenen TH-Leitung doch noch eine hauptamtliche Professur zuteil wurde.
Wir vom Förderverein Liberale Synagoge wollen im November 2025 für Darmstadt einen Julius Goldstein-Platz erwirken, mit Gedenktafel, um auch an diesen vergessenen Jüdischen Darmstädter zu erinnern.
In wenigen Wochen jährt sich zudem der 125. Geburtstag von Karl Heß, der erst spät, im Januar 2017 auf alleinige Initiative des Fördervereins Liberale Synagoge mit einem Platz und einer Gedenktafel vorm Merck-Stadion geehrten Lilien-Vorsitzenden der Weimarer Republik, von 1928-1933…. Im Januar feiert dieser Karl Heß seinen runden 125. Geburtstag, geboren am 13. Januar 1900 in Darmstadt, gewaltsam von den Nazis aus seiner deutschen Heimat vertrieben, weil er Jude war, 30 Jahre unfreiwilliges Brasilien-Exil….Von ihm, diesem Karl Heß, stammt der Satz aus einem ECHO-Interview von 1965: „Derjenige, der mich zum Juden gemacht hat, war Hitler, vorher war ich Deutscher.“
Wir vom Förderverein Liberale Synagoge fordern den SV Darmstadt 98 daher heute auf, aus diesem Anlass ENDLICH die überfällige Adressänderung der offiziellen Anschrift des Vereins vorzunehmen: Von Nieder-Ramstädter Str.170 in Karl Heß-Platz! Und wir fordern das Darmstädter Welt-Unternehmen Merck auf, Großmut und Geschichtsbewusstsein zu beweisen: Auf die Namensrechte des Merck-Stadions vorzeitig zu verzichten – und in einem Akt der Generosität 2025 zum 125. Geburtstag einer Umbenennung des Stadions in Karl Heß-Stadion am Böllenfalltor zuzustimmen, zu Ehren dieses bedeutenden Darmstädters jüdischen Glaubens und erst spät geehrten Lilien-Vorsitzenden!
Ich will hier nicht zuletzt an Herta Mansbacher….erinnern, ehemalige Schülerin der Viktoriaschule erinnern, mutige Lehrerin der Wormser Jüdischen Schule und nicht minder mutige Retterin der Thora-Rollen, die sie im Novemberpogrom 1938 aus der lichterloh brennenden Wormser Synagoge holte. Sie blieb bis zum bitteren Ende bei ihren Schutzbefohlenen Schülerinnen und Schülern, die sie nicht im Stich ließ, obwohl sie sich selber hätte retten können… und sie wurde 1943 brutal nach allem, was wir wissen, im Vernichtungslager Belzec ermordet.
Umso wichtiger ist, dass diese Woche im Bundestag ENDLICH eine fraktionsübergreifende Antisemitismus-Resolution verabschiedet wird. Die sich für konsequente Bekämpfung von Judenhass in JEDWEDER Spielart einsetzt.
Aber schon melden sich wieder einmal die Bedenkenträger, u.a. mit dem „Argument“ der Kunstfreiheit. Lassen Sie es mich an dieser Stelle deswegen klar und deutlich sagen: Die Kunstfreiheit ist ein hohes Gut, aber zur Kunstfreiheit gehören nicht übelste Ressentiments gegen Juden und Jüdinnen verbreitende Machwerke, wie wir sie auf der Kasseler Documenta erleben durften..
Meine Damen und Herren,
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dürfen nicht voneinander getrennt oder gegeneinander ausgespielt werden: Zukunft braucht Erinnerung und Geschichtsbewusstsein!
Unser Engagement richtet sich daher nicht nur gegen den Judenhass der Vergangenheit, sondern auch und gerade gegen Judenhass im Hier und Jetzt.
Dass die Judenhasser dieser Welt irrtümlich meinen, der Wiener Theodor Herzl sei der angeblich alleinige geistige Vater des Zionismus, der Idee eines eigenständigen Judenstaats gewesen, setzt der Geschichtsklitterung die Krone auf…. Vielmehr war der wahre Vordenker des Judenstaats ein deutsch-jüdischer 1848er, der Sozialdemokrat und Ferdinand Lasalle-Weggefährte Moses Hess. Er, Moses Hess, entwickelte lange vor Theodor Herzl die Idee eines eigenständigen Judenstaats, war somit der wahre Vordenker des heutigen Israels.
Ich darf aus gegebenem Anlass erneut daran erinnern, dass
Zigtausende Juden und Jüdinnen aus den arabischen Ländern gewaltsam vertrieben wurden. Und dass die Nazis in Berlin gemeinsame Sache machten mit dem antisemitischen Großmufti und islamistischen Muslimbruder Mohammed Amin al-Husseini, die das Ziel der Vernichtung des Judentums einte.
Der Terrorangriff und Massenmord der Hamas-Terroristen vom 7. Oktober 2023 darf und wird niemals vergessen werden!
Unsere Gedanken sind in Solidarität und Verbundenheit bei den Menschen in Israel, den über 1.200 Mordopfern dieses Hamas-Angriffs und den über 100 Geißeln, die sich noch in den Fängen der Hamas befinden.
Meine Damen und Herren,
Ernst Bloch hat einmal gesagt:
„Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen.“
Und es gibt Grund zur Hoffnung. Allen Grund zur Hoffnung auf Frieden.
Zur Hoffnung auf eine Zwei-Staaten-Lösung, irgendwann einmal. Aber das schließt eben die bedingungslose Anerkennung des Existenzrechts von Israel ein, ohne jedes WENN und ABER. Wir hoffen auf Frieden, aber auf einen Frieden OHNE Hamas-Terror, ohne den Terror der Hisbollah und ohne die Machenschaften der iranischen Mullah-Diktatur in Teheran!
Solidarität mit Israel und seinen Menschen bedeutet keineswegs bedingungslose Solidarität mit der Regierung von Netanjahu und seinen rechtsradikalen Bündnispartnern.
Aber es bedeutet Solidarität und Empathie mit jenem Staat Israel, der so bedeutende Politiker wie Ben Gurion, Chaim Weizmann, der in Darmstadt studiert hat, wie Golda Meir und Shimon Peres oder Yitzhak Rabin hervorgebracht hat.
Wir wissen, dass es wohl kein Land im Nahen und Mittleren Osten gibt, dass derart demokratisch und pluralistisch ist, wie Israel. ISRAEL ist die einzige Demokratie des Nahen Ostens, in der Minderheiten wie etwa die im Iran verfolgten Bahai besonderen Schutz genießen.
Hoffnung spendet auch der Gedanke an unsere Freundinnen und Freunde in unserer Darmstädter Partnerschaft Naharya, die im Februar 2025 ihr 90-jähriges Gründungsjubiläum feiert und 1934 von deutschen Siedlern gegründet wurde.
Ihnen, den Freundinnen und Freunde in Naharya, gilt unser ganzes Mitgefühl, unsere ganze Solidarität.
NIE WIEDER IST JETZT, ZUKUNFT BRAUCHT ERINNERUNG:
Lassen Sie mich an dieser Stelle Hans Mayer, den großen Literaturwissenschaftler, zitieren, von dem der folgende Satz stammt:
"Wer den ‚Zionismus‘ angreift, aber beileibe nichts gegen ‚die Juden‘ sagen möchte, macht sich und anderen etwas vor. Der Staat Israel ist ein Judenstaat. Wer ihn zerstören möchte, erklärtermaßen oder durch eine Politik, die nichts anderes bewirken kann als solche Vernichtung, betreibt den Judenhass von einst und von jeher."
Und ich will auch Martin Luther King zitieren, der in seinem Brief an seinen anti-zionistischen Freund u.a. schrieb:
„Wenn Menschen Zionismus kritisieren, meinen sie Juden – dies ist Gottes eigene Wahrheit.“
Meine Damen und Herren,
liebe Israel-Freundinnen und Freunde,
wer Israel angreift, greift uns alle an. Wer Judenhass und Hetze postuliert, Menschen jüdischen Glaubens hier in Deutschland bedroht, mobbt und attackiert, betreibt MENSCHENHASS – und greift uns alle, greift unsere Demokratie und unsere Freiheit in ihren Grundfesten an. Antisemitismus ist immer auch ein Indikator dafür, dass unsere Demokratie in Gänze in Gefahr ist und bedroht wird.
Es gilt, den Judenhass in unserer Gesellschaft mit aller Entschiedenheit und Konsequenz zu bekämpfen, in all seinen Erscheinungsformen – auch den muslimischen und auch den linken Antisemitismus genauso wie den rechtsextremen und den der bürgerlichen Mitte…
Und es gilt, unsere bedrohte liberale Demokratie mit allen Mitteln zu verteidigen.
Meine Damen und Herren,
wir dürfen die Zerstörung unserer Demokratie durch Antisemiten, alte und neue Nazis, Islamisten und Demokratiefeinde, durch diese unsägliche Allianz der Autokraten aller Länder nicht zulassen, in Darmstadt nicht, in Deutschland, in Europa nicht, nirgendwo auf der Welt!
Da sind wir alle, alle Demokratinnen und Demokraten gefragt, unsere Demokratie aktiv zu schützen und zu verteidigen!
Lassen Sie mich zum Schluss Anne Frank und George Santayana zitieren.
Anne Frank schrieb in ihrem berühmten Tagebuch sinngemäß, kurz vor ihrer Entdeckung im Amsterdamer Versteck durch die Gestapo:
„Wann werden wir Juden endlich wieder Menschen sein?“
Und der spanisch-amerikanische Philosoph und Schriftsteller George Santayana sagte einmal:
„Wer sich nicht der Vergangenheit erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.