„Wir freuen uns, dass die Stadt Darmstadt unser Anliegen engagiert unterstützt und den Platz vor dem Merck-Stadion am Böllenfalltor nach Dr. Karl Heß benennen will“, so Wolfgang Arnold, Präsidiumsmitglied des SV Darmstadt 98 und Martin Frenzel, Vorsitzender des Fördervereins Liberale Synagoge, in einer gemeinsamen Presseerklärung.
„Als wir von der Idee von Martin Frenzel und dem Förderverein Liberale Synagoge hörten, den Platz nach dem von den Nazis vertriebenen deutsch-jüdischen Vorsitzenden der SV Darmstadt 98 zu benennen, war uns sofort klar, dass wir dies unterstützen, haben uns dann mit dem Förderverein getroffen, diese bereits seit Ende 2013/Anfang 2014 laufende FLS-Initiative seit dem 1. März 2016 auf eine gemeinsame Basis gestellt und kooperativ an die Stadt herangetragen“, erklärt Wolfgang Arnold.
Der Magistrat der Stadt Darmstadt hat das Projekt aktiv unterstützt und die erforderlichen Schritte zur Platzbenennung eingeleitet. Für die beiden Vereine ist es aber nicht damit getan, ein Schild und eine Gedenktafel zu Ehren von Karl Heß anzubringen: „Der SV Darmstadt 98 und der Förderverein Liberale Synagoge werden gemeinsam in den kommenden Monaten engagiert das Gedenken an Dr. Karl Heß unterdem Motto ‚Zukunft braucht Erinnerung‘ in die Stadtgesellschaft hinein tragen.“Und weiter: “Wir wollen den Darmstädter Dr. Karl Heß ehren, der als Deutscher jüdischen Glaubens illegal von den Nazis aus dem Amt gedrängt und gewaltsam aus seiner Heimatstadt vertrieben wurde. Dies ist für uns ein Akt der erinnerungskulturellen Wiedergutmachung.“
Erste Veranstaltung auf diesem Weg wird ein Kulturabend „Zukunft braucht Erinnerung – Darmstadt braucht einen Dr. Karl Heß – Platz“ mit Klezmer und Kabarett amMittwoch, den 27. April 2016 um 19.30 Uhr (Eintritt 15,- €) im Theater im Pädagog sein.
Wolfgang Arnold: „Wir möchten die Darmstädter möglichst breit für diesen großen 98er interessieren und daher wird dieses Thema zukünftig auch verstärkt in unsere Anhängerschaft hereingetragen.
Am Donnerstag, 12.Mai 2016, spricht der Vorsitzende des Fördervereins Liberale Synagoge, Historiker und Buchautor (über die Geschichte der Liberalen Synagoge und des Jüdischen Darmstadts) Martin Frenzel in einem Bildvortrag zum Thema „Wer war Karl Heß? Der vergessene Lilien-Vorsitzende und Fußball-Pionier“ um 19.30 Uhr im Haus der Geschichte, Vortragssaal, Karolinenplatz, vorm Herrngarten (Eintritt 5 €). Auch dieser Info-Abend wird gemeinsam vom Förderverein Liberale Synagoge und dem SV Darmstadt 98 veranstaltet.
Der FÖRDERVEREIN LIBERALE SYNAGOGE und der SV DARMSTADT 98 laden gemeinsam im Rahmen der Benefizkampagne „Zukunft braucht Erinnerung:
Darmstadt braucht einen Karl Heß-Platz!“ zu einem furiosen Kulturabend der besonderen Art ein: Unter dem Motto „Pro Karl Heß-Platz – Zukunft braucht Erinnerung: Rabbiner-Witz und Klezmermusik!“ spielen die Schauspielerin Iris Stromberger, die Mitglied des Fördervereins Liberale Synagoge ist, Darmstadts
Queen of Klezmer, Irith Gabriely, und der Pianist und Komponist Peter Przystaniak.
Termin: Mittwoch, 27. April 2016, 19.30 Uhr, im
Pädagog-Theater TIP (Theater im Pädagog, Altes Pädagog, Pädagogstr.5, DA-City).
Eintritt: 15 Euro.
Humor ist ein wesentlicher Bestandteil des Jüdischen Lebens,
der Jiddischen Tradition, in der der Witz seine Wurzeln hat: Das Programm ist eine Liebeserklärung an genau diesen Jüdischen Witz, der Fähigkeit, die Unzulänglichkeiten des Lebens mit Ironie
zu sehen. Das atemberaubende Klarinettenspiel Irith Gabrielys, das sensationelle Klavierspiel Peter Przystaniaks, Komponist und Pianist in einer Person, der brillante Wortwitz Iris Strombergers in der Paraderolle des humorig-schlagfertigen Rabbiners treffen an diesem Pro Karl Heß-Abend kongenial zusammen – nach der Devise: „Der Jüdische Witz überdauert seine Zeit“.
Gemeinsames Anliegen des Fördervereins Liberale Synagoge und
des SV Darmstadt 98 sei es, die überfällige Hommage an den vergessenen SV Darmstadt 98-Vorsitzenden der Weimarer Republik in die Tat umzusetzen, öffentlich fürs Ziel eines neuen Karl-Heß-Platzes zu werben – um den lange vergessenen, von den Nazis aus dem Amt gedrängten, aus seiner Heimat vertriebenen Lilien-Vorsitzenden der Weimarer Republik und Deutschen jüdischen Glaubens, Dr. Karl Heß (1900 – 1975) mit einem Platz und einer Gedenktafel vor dem Merck-Stadion am Böllenfalltor zu ehren.
„Wir wollen damit ein sichtbares Zeichen ‚Pro Karl Heß-Platz‘ setzen, um deutlich zu machen, dass sich dieses
Projekt einer bürgerschaftlichen Initiative von unten verdankt“, so der Tenor der Veranstalter. Ein Teil der Einnahmen des musikalisch-literarischen Kulturabends „Pro Karl Heß“ fließt denn auch in die bis zur Einweihung des Karl Heß-Platzes laufende Benefizkampagne „Zukunft braucht Erinnerung: Darmstadt
braucht einen Karl Heß-Platz“.
Der Förderverein Liberale Synagoge Darmstadt e.V. und SV
Darmstadt 98 kooperieren seit dem 1. März 2016: Gemeinsames Ziel sei es, den heute weitgehend vergessenen, bedeutenden SV Darmstadt 98-Vorsitzenden Dr. Karl Heß (1900 – 1975) mit einem Dr. Karl Heß-Platz vor dem Merck-Stadion am Böllenfalltor zu ehren.
Der Förderverein Liberale Synagoge – ein 2011 in Darmstadt
auf der Mathildenhöhe gegründeter Verein für aktive Erinnerungskultur, dem viele prominente Darmstädterinnen und Darmstädter angehören – hatte vor drei Jahren, Ende 2013, vor dem Aufstieg der Lilien in die Erste Bundesliga, die Idee einen Dr. Karl Heß-Platz für Darmstadt zu fordern, und machte diese Idee bereits Anfang, Januar 2014 publik.
Der Januar 2014 war der Start der auf zwei Jahre angelegten Kampagne „Darmstadt braucht einen Karl Heß-Platz!“ des Fördervereins Liberale Synagoge.
Der Vorstand des SV Darmstadt 98 hat diese Idee im Dezember
2015 einstimmig begrüßt – und beide Vereine haben daher nun seit dem 1. März 2016 eine Zusammenarbeit bei der Öffentlichkeitskampagne „Zukunft braucht Erinnerung: Darmstadt einen Dr. Karl Heß-Platz!“ vereinbart.
Gemeinsames Anliegen ist es, dass so dem von den Nazis illegal aus dem Amt gejagten Lilien-Vorsitzenden, der sich als Fußball-Pionier der Weimarer Republik und Vorsitzender seines SV Darmstadt 98 große Verdienste erworben hat, eine erinnerungskulturelle und sportliche Wiedergutmachung widerfährt. Dr. Heß war gebürtiger Heiner mit Herz, Deutscher jüdischen Glaubens, Fußball-Freund aus Leidenschaft und ein renommierter Darmstädter Rechtsanwalt. Heß amtierte von
1928 bis 1933 Vorsitzender „seiner“ Lilien, davor als deren stellvertretender Vorsitzender. Von den Nazis wurden er und seine Familie systematisch entrechtet, schikaniert, der beruflichen und sozialen Existenzgrundlage beraubt und verfolgt, schließlich aus ihrer Heimatstadt Darmstadt gewaltsam vertrieben.
Es war eben KEINE Emigration, sondern eine gewaltsame, unfreiwillige Heimatvertreibung: Die Familie Heß floh zunächst nach Frankreich, von dort nach Brasilien.
Zwar kehrte Dr. Karl Heß mit seiner Frau von 1963 – 1973
noch einmal in die alte Heimat Darmstadt zurück, wohl fühlte er sich aber nicht. Es war Heß‘ aufrechte Haltung und sein „Trotz alledem“-Denken, die in nochmal – trotz großer innerer Bedenken und Vorbehalte – die Stadt kommen ließ, die ihn und seine Familie großes Unrecht getan hatte. Sein Credo formulierte
Heß 1965 so: „Ich bin nicht als Jude zurückgekommen, sondern als jüdischer Deutscher, der Hitler nicht den Triumph lassen wollte, ihm seine Heimat geraubt zu haben.”
Das allgemeine Schweigekartell der Täter und Mitläufer jener
Zeit der 1960er Jahre muss für die Familie Heß unerträglich gewesen sein. Ende der 1960er war auch die Zeit, als die NPD in etliche westdeutsche Landtage einzog.
1973 ging das Ehepaar Heß erneut – diesmal endgültig und für
immer – aus Darmstadt weg, wieder zurück ins brasilianische Exil an den Zuckerhut. Dr. Karl Heß, die vergessene SV Darmstadt 98-Legende der Weimarer Republik, starb dort, in Lateinamerika, im brasilianischen Porto Allegre, im Jahre 1975. Dort fanden er und seine Frau auch ihre letzte Ruhestätte – nicht in der Heimat Darmstadt.
Jetzt, über 70 Jahren nach der Befreiung von der NS-Diktatur,
wollen der Förderverein Liberale Synagoge Darmstadt e.V. und der SV Darmstadt 98 gemeinsam dafür einsetzen, dass der Traum eines „Karl Heß-Platzes für Darmstadt“ Wirklichkeit wird – und zwar vor dem Merck-Stadion am Böllenfalltor. Motto der Aktion „Pro Karl Heß-Platz“: „Zukunft braucht Erinnerung!“.
„Es geht uns um einen aktiven Beitrag gegen das Vergessen,
um den widerrechtlich aus dem Amt vertriebenen Vorsitzenden des SV Darmstadt 98, Dr. Karl Heß, zu ehren, auch und gerade um einen Akt der erinnerungskulturellen Wiedergutmachung nach über 70 Jahren“, so der Gründer und Vorsitzende des Fördervereins Liberale Synagoge Martin Frenzel. Und weiter:
„Die Person Karl Heß‘ steht stellvertretend für die Tatsache, dass in der NS-Zeit Deutsche christlichen Glaubens die Deutschen jüdischen Glaubens systematisch verfolgten, entrechteten und ermordeten.“
Gemeinsames Ziel ist es, den neuen Karl Heß-Platz gemeinsam
mit der Wissenschaftsstadt Darmstadt im Vorfeld des 78. Jahrestags der Darmstädter Novemberpogrome von 1938 einzuweihen. Es sei der Wunsch beider Vereine, dass dies
Anfang November diesen Jahres geschieht. Während der Novemberpogrome 1938, als in Darmstadt die Synagogen brannten, Jagd auf Menschen gemacht und deutsch-jüdische Geschäfte geplündert und zerstört – und viele Deutsche jüdischen Glaubens Opfer der Nazi-Gewalt wurden, erlebte die Judenverfolgung in Deutschland auch und gerade in der damals braunen Hochburg Darmstadt einen furchtbaren Höhepunkt.
Jüdische Sportlerinnen und Sportler – auch solche in den
Reihen des SV Darmstadt 98 wie beispielsweise Howard Adler (damals Hans Siegfried Adler) – wurden im Zuge der
NS-Diktatur und herrschenden rassistischen Ideologie systematisch ausgegrenzt, ihrer Mitgliedsrechte beraubt und aus den Vereinen ausgeschlossen. In Darmstadt gab es danach für Deutsche jüdischen Glaubens bis zum Beginn der Judenvernichtung nur die Möglichkeit, sich in eigenen jüdischen Sportvereinen zu betätigen, wie etwa den Verein „Schild“.
Beide Vereine – der Förderverein Liberale Synagoge und der
SV Darmstadt 98 starten ihre Zusammenarbeit mit einem gemeinsamen Benefiz-Kulturabend „Zukunft braucht Erinnerung: Darmstadt einen Karl Heß-Platz!“ am Mittwoch, 27. April 2016, 19.30 Uhr, im Theater im Pädagog, Pädagogstr.5, Eintritt 15 Euro. Dort spielen Iris Stromberger, Irith Gabriely und Peter Przystaniak unter dem Motto „Rabbinerwitz und Klezmermusik: Pro Karl Heß-Platz!“. Alle Lilien-Fans sind herzlich zu diesem gemeinsamen Abend eingeladen.
Am Donnerstag, 12.Mai 2016, spricht der Vorsitzende des
Fördervereins Liberale Synagoge, Historiker und Buchautor (über die die Geschichte der Liberalen Synagoge und des Jüdischen Darmstadts) Martin Frenzel in einem Bildvortrag zum Thema „Wer war Karl Heß? Der vergessene Lilien-Vorsitzende und Fußball-Pionier“ um 19.30 Uhr im Haus der Geschichte, Vortragssaal, Karolinenplatz, vorm Herrngarten. Eintritt 5 Euro. Auch dieser Info-Abend wird gemeinsam vom Förderverein Liberale Synagoge und SV Darmstadt 98 veranstaltet.
Für den Herbst 2016 sind weitere gemeinsame Events beider
Vereine zugunsten des Projekts „Pro Karl Heß-Platz“ geplant. In Bälde dazu mehr!
Fazit: „Diese Ehrung für Dr. Karl Heß ist längst überfällig“, so der gemeinsame Tenor von Förderverein Liberale Synagoge und SV Darmstadt 98.
Mehr Infos zum Thema „Zukunft braucht Erinnerung: Karl Heß-Platz für Darmstadt“ gibt unter: www.liberale-synagoge-darmstadt.de und www.sv98.de